24-Stunden-Pflegehilfe selber anstellen oder mit Agentur? Vor- und NachteileNeutralität mutual geprüft

24-Stunden-Pflegehilfe selbst anstellen

Die Oma ist pflegebedürftig oder der Vater leidet an Demenz. Ein Zustand, der so oder so ähnlich in vielen Familien sich zunächst andeutet und schnell zur Realität wird. Eine 24-Stunden-Betreuung für zu Hause wird benötigt. Was ist nun sinnvoller – eine Vermittlungs-Agentur zu beauftragen oder eine 24-Stunden-Pflegehilfe selber anstellen? Hier finden Sie alle Vorteile und Nachteile auf einen Blick.

24-Stunden-Pflegehilfe selber anstellen oder Agentur – welche Möglichkeiten gibt es?

Wer im Internet nach „24h Pflege zu Hause“ sucht, landet schnell bei einer Vermittlungs-Agentur. Angestrebt wird in der Regel eine Pflegekraft, die sich um das pflegebedürftige Familienmitglied kümmert und Haushaltshilfe leistet. Da die Pflege in den häufigsten Fällen ein Vollzeitjob ist, wird erwartet, dass die meist aus Polen oder einem anderen osteuropäischen Land stammende Betreuungskraft im Hause der pflegebedürftigen Person wohnt. Die Aufgaben reichen von einer Hilfe beim Anziehen und bei der Körperpflege über eine Zubereitung des Essens und weiteren Arbeiten im Haushalt bis hin zur psychologisch wichtigen persönlichen Ansprache und Begleitung bei Arztbesuchen oder beim Spazierengehen. Medizinische und pflegerische Fachaufgaben (z.B. Spritzen geben) dürfen selbstverständlich nur im Rahmen einer entsprechenden fachlichen Qualifikation übernommen werden, also zum Beispiel, wenn die 24h-Pflege eine Ausbildung zur Krankenschwester hat.


caremaid 24 Stunden Pflege

Die Agentur erstellt zusammen mit dem Pflegehaushalt, also meist einem Angehörigen, ein Anforderungsprofil, auf das die Pflegekraft bzw. der Betreuerin oder die Betreuer passen sollte. Es geht in dem mehrseitigen Fragebogen um alle relevanten Aspekte: Die gesundheitliche Situation des Pflegebedürftigen, Unterstützungsbedarf, Biografie & Interessen, Pflegegrad und Anforderungen an die Pflegekraft, insbesondere hinsichtlich der Deutschkenntnisse und vieles mehr. Die 24h-Pflege Vermittlungs-Agenturen haben in den letzten Jahrzehnten einen großen Erfahrungsschatz aufgebaut, um mit den richtigen Partnern im osteuropäischen Ausland mithilfe von eingespielten Abläufen die Bedarfe der Pflegehaushalte in Deutschland zu decken. Eher die Ausnahme, aber auch nicht selten werden 24-Stunden-Betreuungskäfte auch direkt vom privaten Haushalt angestellt. Würde man die „schwarzen Arbeitsverhältnisse“ dazuzählen, bei denen offizielle Anmeldungen und Steuerzahlungen umgangen werden, wäre die Zahl beträchtlich höher. Welche Form der Beschäftigung von 24-Stunden-Betreuungs-Personal ist denn nun eigentlich sinnvoller bzw. vorteilhafter?

24-Stunden-Pflegehilfe selber anstellen oder agentur?

Unterschiede: Bequeme 24h-Pflege-Agentur oder selbstbestimmte Arbeitgeber-Lösung?

Zunächst mal kommen die 24-Stunden-Betreuungs-Arbeitsverhältnisse meist auf unterschiedlichen Wegen zustande. Während man die 24-Stunden-Pflege-Agentur in aller Regel über das Internet findet, werden 24h-Pflegehilfen und Betreuer*innen in angestellten Arbeitsverhältnissen meist über Kleinanzeigen vermittelt oder häufig auch über Empfehlungen. Oft kommen die Arbeitsverhältnisse zustande, indem eine 24-Stunden-Betreuung in einem Pflegehaushalt nicht mehr benötigt wird und dann über Bekannte, Verwandte oder Freunde sofort ein neuer Pflegehaushalt gefunden wird.

Der bedeutendste Unterschied liegt allerdings in dem zu Grunde liegenden Vertrag, den der Pflegehaushalt bzw. der „Pflegehaushaltsvorstand“ eingeht. Während mit der Agentur ein Dienstleistungsvertrag geschlossen wird, kommt bei der Anstellung ein Arbeitsvertrag zustande. Der Inhalt des Dienstleistungsvertrags mit der Vermittlungs-Agentur ist vergleichsweise leicht zu überblicken. Beim Arbeitsvertrag muss sich der Haushalt, der dann zum Arbeitgeber wird, zunächst mal selbst um ein Vertragspapier kümmern und den Arbeitsvertrag selbst aufsetzen.

Diese Hürde ist leicht zu nehmen. Zu beachten – und nicht zu unterschätzen – sind jedoch die gesetzlichen Vorschriften, die für den Arbeitgeber gelten. Die deutschen Sozial- und Arbeitsgesetze sind zu befolgen. Da sollten wenigstens die grundlegenden Regelungen bekannt sein. Der Arbeitnehmer, also die Betreuungskraft, hat z. B. Anspruch auf Urlaub, die Arbeitszeiten sind begrenzt und nicht zuletzt darf der Mindestlohn nicht unterschritten werden.

Vor- und Nachteile: 24-Stunden-Pflegehilfe als Arbeitnehmerin des Pflegehaushalts

Bei der Anstellung auf Basis eines Arbeitsvertrags ist man im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften frei, die Bedingungen zu gestalten und direkt mit der Pflegekraft bzw. der Betreuerin auszuhandeln. Dadurch, dass kein Dritter dazwischengeschaltet ist, ist das Arbeitsverhältnis transparent und das Budget wird nicht durch eine ansonsten intransparente Agentur-Fee belastet. Ein Vorteil der direkten Anstellung im Haushalt liegt somit in der Transparenz und Gestaltungsfreiheit: Man hat alles in der eigenen Hand. Mit Blick auf das Wohlergehen der Arbeitnehmerin ist sicher auch die soziale Absicherung im Rahmen der deutschen Sozialversicherung ein Pluspunkt. Die Sozialversicherung ist allerdings auch ein starker Kostenfaktor, der ein vergleichsweise üppiges Gehalt auf ein geringes Netto zusammenschrumpfen lässt. Da der Bedarf an Pflege- und Betreuungspersonal hoch ist, gibt es aus Sicht der Beschäftigten möglicherweise eine „lukrativere“ Alternative, auch wenn dann häufig Steuern und Abgaben umgangen werden und das Arbeitsverhältnis dadurch illegal wird.

Ein wesentlicher Nachteil ist, dass die Angehörigen quasi alles selbst organisieren muss: Arbeitsvertrag, Arbeitsmodus und ggf. –wechsel, Urlaubsvertretung, Lohnabrechnung und monatliche Meldungen bei Krankenkasse und Finanzamt. Für den administrativen Part (Lohnabrechnung und Meldungen) bekommen Sie allerdings Unterstützung durch den Arbeitgeberservice für Privathaushalte.

Wenn man sich für die Arbeitgeber/Arbeitnehmer-Lösung entscheidet, sollte ein gewisses Vertrauensverhältnis gegenüber der Pflegekraft gegeben sein, da man ein Arbeitsverhältnis nicht so leicht auflöst wie man einen Dienstleistungsvertrag kündigt. Eine Probezeit mit der Betreuungskraft ist unbedingt zu empfehlen.

Auf einen Blick: Vor- und Nachteile 24-Stunden-Pflegehilfe selber anstellen

  • Ja  im Rahmen der gesetzlichen Bedingungen freie Gestaltung des Arbeitsvertrages
  • Ja  Transparenz, kein Dritter zwischengeschaltet
  • Ja  fairer Lohn und soziale Absicherung der Pflegehilfe
  • Nein  Sozialversicherung großer Kostenfaktor
  • Nein  großer Organisationsaufwand
  • Nein  Vertrauensverhältnis muss gegeben sein, da Arbeitsverhältnis nicht so einfach aufgelöst werden kann
Brauchen Sie Hilfe bei der Anmeldung oder Lohnabrechnung Ihrer Pflegehilfe? Unterstützung finden Sie bei caremaid!

Vor- und Nachteile: Dienstleistungspartner 24h-Pflege-Vermittlungs-Agentur

Die Agentur-Lösung zur Beschäftigung einer 24-Stunden-Pflegehilfe ist in jedem Fall der bequemere Ansatz. Umfangreiche organisatorische Aufgaben werden von der Agentur übernommen: Personal disponieren, Reiseplanung und mehr. Auch ein Wechsel im 2- oder 3- Monats-Rhythmus wird durch die Vermittlungs-Agentur arrangiert. Hier muss der Pflegehaushalt lediglich für eine entsprechende Abstimmung zur Verfügung stehen. Organisatorisch muss er sich um die Unterkunft der Pflegekraft innerhalb des Hauses bzw. der Wohnung kümmern. Somit ist das Organisatorische für den Pflegehaushalt minimal, wenn er einmal eine gute Agentur gefunden hat. Die richtige zu finden ist jedoch auch eine kleine Herausforderung, auch wenn es zahlreiche gute und zuverlässige Vermittlungen gibt. Leider gibt es auch eine Reihe „schwarzer Schafe“ darunter. Daher sollte man genau hinschauen, an wen man sich vertraglich bindet.

Die 24-Stunden-Pflegehilfe ist für einen längeren Zeitraum im Haushalt für den Pflegebedürftigen präsent. Wenn es zwischen den Familien-Mitgliedern und dem Gast aus dem Ausland gut läuft, wird er oder sie fast zum Teil der Familie. Spätestens dann interessiert man sich dann auch für das Wohlergehen des neuen „Familien-Mitglieds“. Der Lohn ist meist gering und wieviel von den monatlichen Zahlungen an die Agentur am Ende tatsächlich bei der Pflegekraft ankommt, ist nicht bekannt. Es ist üblich, dass diese Informationen seitens der Arbeitnehmerin diskret behandelt werden müssen. Es gibt keine Transparenz über die arbeitsvertraglichen Bedingungen.

Auf einen Blick: Vor- und Nachteile Pflege-Vermittlungs-Agentur

  • Ja  übernimmt komplette Organisation
  • Ja  bequem, weniger Arbeit für Pflegehaushalt
  • Ja  falls 24h-Pflege nicht passt, kann schnell Ersatz gefunden werden
  • Nein  man muss richtige Agentur finden, schwarze Schafe umgehen
  • Nein  Lohn für Pflegehilfe gering
  • Nein  keine Transparenz und Kontrolle hinsichtlich arbeitsvertraglichen Bedingungen

Fazit: Es kommt auf die Pflege-Situation an

Aus rein rationalen Erwägungen heraus mit Blick auf den Organisationsaufwand und die Kosten wird die Vermittlungs-Agentur sicher die bessere Lösung sein. Im einen oder anderen Einzelfall wird man sich im Pflegehaushalt als direkter Arbeitgeber aber besser fühlen. Man hat vieles selbst in der Hand und wenn der anfängliche Organisationsstress überwunden ist, die Lohnabrechnung outgesourct ist, wird man den Unterschied kaum mehr feststellen, insbesondere wenn es ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis ohne Wechsel und mit Familienanschluss ist. Dann kommt es nur noch darauf an, dass die 24-Stunden-Pflegehilfe zur Familie passt und einen guten Job für den Pflegebedürftigen und die Angehörigen macht.

Bildquellen: Vielen Dank an geralt ©pixabay.com und ©canva.com.

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